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Vanessa Payer-Kumar mit offenem Haar

„Mich hat immer schon die gemeinsame Essenz, das Archetypische, das allgemein Menschliche in den verschiedenen kulturellen Ausformungen interessiert, und ich wollte das auch zeigen.“

Auszeichnung als Calliope

Weltbühne frei für die großartigen Frauen Österreichs:
Die Plattform herausragender Österreicherinnen von Außenministerium & Frauenmuseum Hittisau soll inspirieren, Gleichberechtigung fördern & Österreich-Bild im Ausland erneuern

Mit „Calliope. Join the dots“ starten das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und das Frauenmuseum Hittisau ein gemeinsames Projekt: Benannt nach der weisesten der neun Musen der griechischen Antike, werden mit „Calliope“ die Ideen, Errungenschaften und Biografien spannender Frauen aus Österreich vor den Vorhang und auf die Weltbühne geholt, um so auch das Bild von Österreich im In- und Ausland zu erneuern. 

www.calliope.at/vanessa-payer-kumar

Screenshot der Calliope-Website Vanessa Payer-Kumar
Eine Frau in grün gemustertem Kleid im Interview

Interview schauLEBEN

Interview in der Sendung schauLEBEN über die Arbeiten "Transdanubia" und "Lebensstrassen". 

„Growing older is a privilege and a joy, even more so in a country where we are generally doing well. Some of my friends could no longer experience the living process of ageing with all its advantages and disadvantages. Their passing is like a message to us who are allowed to experience ageing: Skills have matured, experience and detachment bring in the second round of life once again the ability for "high performance", for full, calm commitment to one's "life mission". 

Women over 47 are still underrepresented in film and theatre. Not only does this reflect a strange and distorted image of society, female colleagues also find it much more difficult than male colleagues to get roles. Moreover, roles of older women are often filled by young female colleagues; this is not the case with men. They are allowed to portray their own age. This patriarchal and ageist mentality has been breaking down for a few years and mature women are becoming more and more visible beyond the clichés.  It is wonderful to be an active part of this time and this development.“
Eine Frau in nachdenklichem Gespräch
Frauen aus unterschiedlichen Epochen auf der Strasse

Lebensstrassen

Interview zu "Lebensstrassen" und Frauengeschichte in Seestadt TV

Die Kraft des Weiblichen

Wir leben in einer Zeitenwende. Die Tausende Jahre währende Vorherrschaft patriachaler Strukturen ist im Wandel.
Das zeigt sich nicht nur an der Tatsache, daß Frauen sich in den letzten Jahrzehnten, mittlerweile Jahrhunderten (wenn man die Anfänge der Suffragetten mitrechnet), mehr politische und gesellschaftliche Rechte erkämpft haben – es zeigt sich gerade in jüngster Zeit dadurch, daß GESCHICHTE anders gelesen und erforscht wird.
Mehr und mehr kommen die vergessenen, oftmals bewußt verdrängten und mißachteten kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leistungen von Frauen ans Licht.
(Geschichte liest sich allgemein heute nicht mehr nur als Aneinanderreihung herausragender Taten, sondern auch als die kollektive Anstrengung ganzer Völker.)
Wenn wir unsere Geschichte nicht kennen, kennen wir uns selbst nicht und haben somit keine gesunde Stabilität, unsere Zukunft zu gestalten.
Das Gegenteil von Patriarchat ist nicht Matriarchat, sondern Geschwisterlichkeit. Das bedeutet, daß nicht mehr ein Geschlecht über das andere herrscht, sondern daß sich Männer und Frauen in ihrer Unterschiedlichkeit auf Augenhöhe begegnen.
Wenn man die Geschichte – und leider in manchen Bereichen auch die Gegenwart – betrachtet, gibt es weniger den „Kampf der Geschlechter“ als den Kampf des toxischen Menschenbildes gegen ein anderes Menschenbild.
Wie bei allen Umbrüchen in der Geschichte zeigt sich momentan ein starkes Aufbäumen gewisser Kräfte gegen positive Veränderung.
Gerade der pure Haß gegen Frauen und ihre Selbstbestimmung scheint sich momentan wieder in neuer Kraft zu formieren.
Politisch sehen wir es in Afghanistan, dem Iran und in den U.S.A. mit den neuen Abtreibungsgesetzen, gesellschaftlich brauchen wir nur in unser eigenes Land Österreich zu blicken (höchste Femizid-Rate in Europa).
Die Metoo-Bewegung hat viele Mißstände aufgezeigt, andererseits gibt es gerade in den social media einen toxischen Backlash ungeheuren Ausmaßes, in dem Frauen systematisch herabgewürdigt werden (statistisch fünfmal mehr als Männer) und zwar explizit nicht aufgrund der Inhalte, die sie verbreiten, sondern aufgrund ihres Geschlechts.
Aber was ist dieser Haß in Wirklichkeit und wie können wir ihm in Zukunft begegnen?
Wie schon erwähnt – es geht hier nicht um Männer, die gegen Frauen kämpfen und Frauen, die Männern etwas wegnehmen wollen – es geht um eine toxische Lebenseinstellung versus einer anderen.
Das patriarchale Denken unterdrückt beide Geschlechter; es verformt auch Männer und verschließt ihnen die Möglichkeit zu gewissen persönlichen Entwicklungen; es nimmt ihnen vollkommen die Möglichkeit, die Kraft der Weiblichkeit wahrzunehmen und wahrhaft genießen zu können, sowie davon zu profitieren.
In diesem Sinnen gibt es auch viele Frauen, die  das patriarchalische Denken so weit übernommen haben, daß sie (auf der Seite der „Mächtigen“ stehend) in unbewußtem Selbsthaß das weibliche Element ebenso unterdrücken wie manche Männer.
Genauso gibt es viele Männer, die solidarisch sind, die das weibliche Element anerkennen, erkennen und respektieren und es angstfrei leben und mit ihm leben können.
Wie es in der Physik zwei Pole gibt, schwingt die Welt in einem dualen System, in China wurde und wird dieses System Yin und Yang genannt, Kein Pol kann ohne den anderen existieren.

Das weibliche Element wurde im Laufe der letzten Jahrtausende mehr und mehr negiert und unterdrückt.
Im spirituell-christlichen Bereich wurde die mächtige Weiblichkeit Gottes durch das Symbol einer Taube verharmlost und das spirituell-Weibliche mehr und mehr mit dem Teufel (Hexen) und negativen Kräften konnotiert.
Im gesellschaftlichen Bereich verloren Frauen zusehends Selbstbestimmung und das Recht auf Besitz. Im politischen Bereich wurden sie von Entscheidungen ausgeschlossen.
Vor allem die Figur einer mächtigen Mutter wurde mehr und mehr verdrängt und geleugnet (und findet sich in seht schaumgebremster Form nur mehr im Katholizismus in der Mutter Maria wieder).
Das zeigt sich schon in unseren Märchen, Mythen und in der gesamten Literatur, inklusive Theaterstücken und Filmen.
Mütter sind stets abwesend, verstorben oder in der Figur der bösen Stiefmutter konterkariert. Literarische Konflikte zeigen sich meist zwischen Vater und Sohn oder manchmal Vater und Tochter.
Ganz zu schweigen, daß erst in den letzten Jahren Frauen als Hauptrollen einer Geschichte zum Tragen kommen.
Was zeigt uns das? Es zeigt uns eine lange Negierung der weiblichen Geschichte und des weiblichen Elements in der Menschheit.
Die mächtige Weiblichkeit muß eine ungeheure Angst in manchen Teilen der Bevölkerung auslösen.
Aber was ist diese Angst und wie können wir ihr begegnen? Und wie können wir uns die Kraft der Weiblichkeit in der Zukunft zunutze machen?

 

… to be continued
 

Interview in Volksstimme
„Mich hat immer schon die gemeinsame Essenz, das Archetypische, das allgemein Menschliche in den verschiedenen kulturellen Ausformungen interessiert.“

Damals wie heute Mahabharata

Zeitschrift "Yogazeit", Interview: Lena Raubaum

 

Auf der BÜHNE Zwei Menschen. Eine 108 Jahre lange Geschichte. 193 Charaktere. 99 Minuten.

Vanessa Payer Kumar und Anselm Lipgens stellen sich in ihrem Bühnenstück „MAHABHARATA“ der scheinbar schier unmöglichen Aufgabe, in so gut wie alleRollen des größten und berühmtesten Epos Indiens zu schlüpfen und so eine der wichtigsten Erzählungen der Weltgeschichte zu vermitteln –mit klar gesetzten Pointen, einem bewegtem und sehr klugen Bühnenbild, äußerst kreativen Zugängen und vor allem viel Energie.

Es lohnt sich, dieses Stück anzuschauen. Nicht nur, sich als Yogi/ni mit diesem wichtigen Epos näherzu beschäftigen, sondern vor allem um zu erkennen, dass die drängenden Fragen von damals die Fragen von heute sind. Und apropos drängende Fragen: Lena Raubaum hat sich mit Schauspielerin Vanessa Payer Kumar, die auch das Skript zum Stück verfasst hat, zu MAHABHARATA unterhalten –über DAS Mahabharata, seinen heutigen Stellenwert und Frauenrollen.

 

Vanessa, ihr greift den Stoff des Mahabharata auf –wie seid ihr damit in Berührung gekommen und was verbindet Dich persönlich mit Indien?

Ich beschäftige mich seit Jahren, Jahrzehnten mit Yoga und Meditation, speziell mit Sahaja Yoga. Da kommt man um die Geschichte des Mahabharata mit seiner tiefen Weisheit gar nicht herum. (Eine Sanskrit-Gelehrte hat mich übrigens darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht DIE sondern DAS Mahabharata heißt, wenn man der Sanskrit-Grammatik auch im Deutschen folgt ;)) Außerdem bin ich durch familiäre Bande mit Indien verbunden. Weniger als das heutige moderne Indien, ist es eher die Essenz dieser alten Kultur, die mich wirklich beschäftigt. Für mich wird sie stark in Mahabharata verkörpert.

 

Und wie hast Du Dich mit dem Stoff auseinandergesetzt?

Es gibt eine alte indische Fernsehserie, die das Mahabharata praktisch Wort für Wort, also das OriginalVersepos auf Sanskrit mit englischenUntertiteln, in über 100 Folgen zeigt. (Mahabharata ist 10mal so lang wie die Ilias und die Odysee zusammengenommen.) Diese Serie habe ich mir vor vielen Jahren auf DVD über einen langen Zeitraum alle angesehen und mich damals stark damit beschäftigt. Peter Brooks verfilmte Theaterfassung kenne ich natürlich auch. Auch in einige modernere Serien aus dem indischen Fernsehen habe ich „reingeschnuppert“ und eine englische Fassung der Geschichte in Prosa gelesen. Dann habe ich die „aktive“ Beschäftigung mit dem Stoff allerdings einige Jahre ruhen lassen.

 

Was hat Dich daran gereizt, gerade aus diesem Epos eine Bühnenversion zu machen?

Abgesehen von spirituellen und philosophischen Fragestellungen, ist es eine fantastische hochdramatische Geschichte und gibt einen tiefen Einblick in die Kultur des alten Indien. Gerade dieses Epos ist in Europa beziehungsweise in der westlichen Welt weitgehend unbekannt. (In Österreich war, meines Wissens, Peter Brooks 8-Stunden-Fassung vor über 30 Jahren die einzige, die hierzulande gezeigt wurde.) Ich fand und finde das eine ziemlich heftige Wissens-und Herzensbildungslücke in der heutigen Welt.

Ganz besonders gereizt hat uns (Anm.: Tilmann Schillinger ist der Co-Autor des Bühnenskripts) aber auch, dass diese indische Geschichte, wie alle großen Geschichten, im Grunde so kulturübergreifend ist. Mich hat immer schon die gemeinsame Essenz, das Archetypische, das allgemein Menschliche in den verschiedenen kulturellen Ausformungen interessiert, und ich wollte das auch zeigen. Die erste Grundidee für das Skript habe ich übrigens geträumt. Das war dann für mich auch der konkrete

Anlass, mich wirklich an die Arbeit zu machen, und ein Bühnenskript zu kreiieren. Abgesehen davon sind solche Figuren und Rollen für einen Schauspieler natürlich ein gefundenes Fressen.

 

Welchen Stellenwert nimmt Mahabharata für Dich in der heutigen Zeit ein?

Ich halte es für eine archetypische Geschichte, wie zum Beispiels Shakespeares Dramen, die ja auch nichts von ihrer Gültigkeit verlieren und immer wiedergespielt oder verfilmt werden. Was also unsere Menschlichkeit, unsere Ethik, unsere „innere Welt“ betrifft, ist Mahabharata zeitlos –auch wenn man sich fragt, ob die Beschäftigung mit diesen Werten im Moment wohl gerade mainstream ist. Mahabharata ist sonst sehr modern, etwa in der Frage danach, wie wir „Gut“ und „Böse“ definieren. Mir drängen sich bei den beiden Konfliktparteien der Pandavas und Kauravs Vergleiche mit Weltsituation und ihren Bruchlinien geradezu auf. Die Psychologie mancher Figuren –wiezum Beispiel, dass die Familienmitglieder der Kauravas teilweise aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus agieren –erinnert mich sogar fatal an eine gewisse österreichische Grundstruktur. Ein Beispiel von vielen.

 

Die überaus vielen Rollen der Mahabharata werden nur von euch beiden verkörpert –wie geht es Dir mit den Rollen bzw. wie ging es Dir im Probenprozess? Habt ihr Lieblingsrollen und wenn ja: welche und warum gerade sie?

Jeder von uns beiden spielt an die 13 Rollen.Das ist schauspielerisch hochinteressant und macht erst einmal sehr viel Spaß. Die Rollen mussten wir uns genauso erarbeiten wie in jedem anderen Theaterstück auch –mit einer Königin Draupadi muss man sich natürlich mehr und anders beschäftigen, als z.B. mit dem komischen Typus einesEremiten, Der Rhythmus ist in jedem Drama ein wichtiger Faktor, aber in einem Stück mit so vielen Rollenwechseln besonders. Wir müssen da in den Wechseln sehr, sehr präzise sein, fast wie bei einer Choreographie –physisch wie emotional. Das ist genussvoll, aber auch sehr anstrengend.Anselm Lipgens, der die Regie geführt hat und seit einem Jahr auch selber den zweiten Bühnenpart übernommen hat, legte beim Inszenieren starkes Augenmerk auf klare Umschwünge.

Als Schauspieler mag Anselm vor allem die Herausforderung, in kürzester Zeit in so unterschiedliche Spielstile springen zu können, vom Maskenspiel über derbe Komik und „Puppenspiel“ bis hin zu der Frage, wie spielt man einen Gott? Daher ist seine Lieblingsrolle Krishna in seiner ohnmächtigen Macht, und natürlich Arjuna, dessen Reifung vom Jüngling zum Mann und Herrscher ihn fesselt.

Meine Lieblingsrolle ist die gebrochene Figur des Karna, des „geheimen“ Bruders der Pandavas. Seine Zerissenheit zwischen Ethik und Loyalität ist besonders reizvoll und sehr modern. Ich mag ihn sehr, obwohl er Schreckliches verursacht, das für mich privat absolut inakzeptabel wäre. Auch das war für mich spannend, das er mich dennoch so berührt hat. Die Figur der Draupadi zu verkörpern ist natürlich für eine Schauspielerin so speziell, wie wenn ein Schauspieler einmal im Leben den Hamlet spielt. Also man freut sich, dass man so etwas mal gespielt hat. Ach ja, und was die vielen Rollen betrifft: Für Frauen gibt es ja am Theater und im Film nicht annähernd so viele gute Rollenwie für Männer. Es hat mir also auch viel Spaß gemacht, ein Stück zu kreiieren, in dem ich für mich selbst als Frau so viele schöne Rollen zu verkörpern gab.

 

Arjuna steht in seiner Geschichte vor vielen Entscheidungen und Prüfungen -vor welche Entscheidungen und Prüfungen wurdet ihr mit diesem Stück gestellt und was hilft euch bei deren Bewältigung?

Die Prüfung an sich ist schon, ein solches Werk auf die Bühne zu stellen –und es dann auch noch zu verkaufen! Ja, wir hatten mit vielem zu kämpfen. Das alles zu schildern, würde den Rahmen des Interviews allerdings wirklich sprengen.

 

Was ist für Euch eine der wichtigsten Grundaussagen des Mahabharata?

Nichts ist schwerer und zugleich wertvoller, als ein freier Mensch zu werden und zugleich im guten Sinne

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